Autobiographie Golf I Eines Tages, es war nach einer der üblichen Hauptuntersuchungen, begann meine sie, meine Midlife-crisis . Es war immer im Sommer und immer dasselbe Ritual. Wochen vor dem Termin begann er an mir herumzuschrauben, zu putzen, Öl- und Luftfilter zu wechseln und manchmal gab’s auch einen Satz neue Reifen. Das alles war ja immer ganz nett, aber als er anfing mich mit Superbenzin zu betanken, da wußte ich es: Ich werde alt. Man macht sich ja als VW Golf so seine Gedanken übers Älterwerden. Man ist nicht wirklich was Besonderes. Aber so ein BWM 540 kann schon ganz anders in die Zukunft sehen. Aus ihm kann auch noch ein vernünftiger Oldtimer werden. So der Z1 beweist. trotzdem mein Vater versucht hat mir das Gefühl zu geben etwas Geliebtes zu sein, verblaßte es doch als er das neue Golf Cabrio der Nachbarin sah. Also mein Vater war nicht wirklich mein Vater, aber ich fange wohl besser vom Anfang an: Ich wurde als eins von abertausenden Klonen am 10.06.1983 in Wolfsburg geboren. Danach stand ich noch den ganzen Monat bei irgendeinem VW-Dealer in „Kleinsiehstenich“, wo nach und nach alle meiner Brüder und Schwestern abgeholt wurden, bevor ich eines schönen Sommertages, es war der 33. Juni im Jahre 1983, zu meinen Pflegeeltern nach Waldshut kam. Waldshut ist eine kleiner Vorort einer nicht viel größeren Kleinstadt, deren Besuch mich immer schon Tage vorher in helle Aufregung versetzte. Meine Pflegeeltern hatten auch einen leiblichen Sohn, der mir ehrlich gesagt sehr suspekt war, denn er ähnelte mehr dem Briefträger als seinem Vater. Und so pfleglich mein Vater auch mit mir umging, ich wurde das Gefühl nicht los nur angeschafft worden zu sein um die Mausi’s dieses kleinen Scheißerchens, die mir jedes mal den Sitz voll sabberten, zu chauffieren. Er knallte meinen Türen auch immer viel zu stark. Es war nicht immer leicht mit ihm, aber ich wollte ihn nicht hassen, denn er war die einzige Chance für mich, jemals aus dieser Einöde, in der es nicht mal vernünftige Mädels gab, raus zu kommen. Sicherlich, manchmal fuhr ein Mercedes vorbei, aber ich wollte an die großen Fische, einen Ferrari oder gar einen Lamborghini. (Lechz!) Von dem hatte ich nur in der ADAC-Zeitschrift gelesen, die mein Vater mal auf dem Armaturenbrett hat liegen lassen. Am nächsten Morgen dachte er ich wäre kaputt, nur weil ich in der Aufregung eine Tropfen Öl verloren habe. Nun, das sollte sich alles ändern als Klaus, mein Sozusagenbruder, mich mit nach Berlin nahm. Ich war soooo aufgeregt. Das erste mal auf der Autobahn. Ich wußte nicht, daß es so viele BMW’s und Mercedes gab, aber daß die mich alle überholten gefiel mir gar nicht. Würde meine Traumfrau, die Diabolo, auch so achtlos an mir vorbei fahren? Ich wollte ein bißchen Aufmerksamkeit und verbrannte ein etwas mehr Öl als üblich und schon hielt Klaus an um unter der Motorhaube meine Seele zu streicheln. Als wir in Berlin ankam wußte ich , daß ich nirgendwo anders meine Reifen mit soviel Liebe auf den Asphalt setzten würde. Es gab alte, neue, kunstvoll umgebaute und dreckige Autos. Es gab Motorräder und Sogar Busse. Warum hatte mir nie jemand erzählt, daß es auch Straßenbahnen gab. Keine Frage ich war im Paradies. Ich stand den ganzen Tag auf der Straße, nicht wie in Waldshut in der Garage, und flirtete mit den flotten Käfern, die designt by Porsche leider ziemlich eingebildet waren. Einmal parkte so ein schicker Hellblauer genau vor mir und hat mich beim Ausparken touchiert. Es war schwer mir nichts anmerken zu lassen, nicht daß ich in die Werkstatt muß wegen eines Tropfen ... Und als wir eines schönen Tages in den Osten fuhren sollte mein Glück perfekt sein. Denn da stand sie, neben mir an der Kreuzung meine Wartburg 1,3. Sie war keine Schönheit aber eine echt Ossi-Braut, unsere Motoren schlugen sofort im Gleichviertakt. Wir heirateten und hatten viele kleine Kolbenfresser. B.B.