--sie haben alles schon gesehen? als individualtourist tibet, traumpfade und osterinseln erobert?. sie brauchen den nächsten kick? machen sie pauschalurlaub! zum beispiel fahren sie zum playa den bossa, ibiza, spanien. welches hotel sie, in welcher kategorie buchen ist eigentlich egal. jedes hotel hat seinen eigenen einzigartigen mikrokosmos, den es zu erforschen lohnt. achten sie nur darauf nicht direkt in der hauptsaison zu buchen, dann verpassen sie die eher scheuen und seltenen gattungen reisender. sie trauen sich erst bei weniger gedränge in die öffentlichkeit. der passionierte pauschalabenteurer buchten mit halbpension. die mahlzeiten bieten mithin die besten gelegenheit ausgefallene eindrücke zu sammeln. wenn wir den pauschalurlauber in der heutigen reiselandschaft einordnen müssten, würde man ihn zwischen cluburlauber und individualtourist wiederfinden. mit dem cluburlauber hat der unspezifische pauschaltourist den festen flug und das feste hotel gemeinsam. beide vertreter entfernen sich nie weiter als 50 meter vom hotel, es sei denn im ausflugsbus oder mietwagen. doch dazu später mehr. mit dem individualreisenden hat der pauschaltourist immerhin die freie gestaltung der tageszeit zwischen den buffetgängen gemeinsam. auf dieses stückchen selbstbestimmung ist man stolz und mit eifer erzählt man sich horrorgeschichten über ferngesteuerte lustsklaven, aufgezogen von animateuren in clubanlagen. allerdings macht der pauschaler von diesem gewinn an autonomie nur sehr rudimentär gebrauch. im wesentlichen beschränkt er sich auf die entscheidung zwischen sonnen am pool, am strand oder auf dem balkon. fkk ist dem pauschi unbekannt. dafür ist das _oben ohne_ sehr beliebt. viele frauen bewegen sich _oben ohne_ nur deshalb, um von ihren übrigen weniger vorteilhaften körperregionen abzulenken. wie hypnotisiert starren männliche pu’s auf asynchron wippende titten. das kann bis zur genickstarre gehen. bei frauen mit schönem hinterteil ist es genau umgekehrt. männer sind nicht besser. männer, die in bermudashorts baden gehen versuchen danach durch wringen ihre vollkommen durchnäßte hose halbwegs trocken zu bekommen und gehen dabei baden. firma penaten freut sich. gerade am pool lässt sich das balzverhalten des dreigeschlechtlichen (mann, frau, zu dick zum sex) pauschalkonsumenten besonders gut beobachten. da eigentlich _nichts_ passiert und das den ganzen tag, ist jedes detail von äußerster wichtigkeit. ein falscher schritt, eine zehntel sekunde zu lange den blick fixiert und man ist liiert. von vorteil sind da sonnenbrillen. dass antäuschen des blickes in eine andere richtung sollten sie vorher im spiegel üben. sonst halten sie beim blick zum horizont, wobei die augen im schritt schräg gegenüber verharren, den kopf womöglich schief. das sieht nicht nur dämlich aus, sondern lässt auch noch die tarnung auffliegen. das größte ereignis am pool ist der gang in den pool selbst. hierbei sind höchste konzentration und laissez-faire coolness erforderlich. frauen beginnen mit den vorbereitungen etwa eine viertel stunde vorher. als erstes anzeichen legen sie das kreuzworträtselheft beiseite. dann wird mit zen- artigen verrenkungen der zum bräunen geöffnete bh geschlossen. dannach wird die wassertemperatur des immer 22 grad warmen wassers geprüft. dann werden noch die haare hochgesteckt. dabei wird das ende des schulterlangen haares zu einem pferdeschwanz gedreht bis es sich von einem bereits am handgelenk befindlichen gummiring bändigen lässt. dass der gummiring geplant am handgelenk platziert war, verblüfft. dann wird der so entstandene zopf am übrigen haupthaar mit einer haarklemme befestigt. wenn das minikunstwerk nicht _fransig_ genug ist oder zu sehr _franst_ wird die prozedur wiederholt. im schnitt aber nur zwei- bis dreimal. warum frauen spass am kreuzworträtsel lösen finden ist mir ein rätsel. gehört aber nicht hier her. endlich im pool eingetaucht bewegt man sich wie eine leuchtboje im lauen wind um ja keine haarfransen zu nässen. alternativ versucht man auf eine viel zu kleine luftmatratze zu klettern und drauf zu halten. das ist nicht bequem, aber in den hip-hop videos auf viva machen die das genauso. eine besonderheit des pauschalis ist seine heimatverbundenheit. wenn man blauen himmel, 30 grad und ein schwimmbecken, viel kleiner als in der schwimmhalle vor seine wohnung stellte, würde er niemals wegfahren. nicht weniger aufwending erscheint mir die originalgetreue miniaturausgabe seines kietzes am reiseziel. da stehen sie nun, wie die pavillons zur weltausstellung: irischer pub, bayrischer biergarten und baguetterie. hiesige zeitungen drucken eigene lokalausgaben, radios senden in allen sprachen, und beim satelliten fernsehen in der hotel-lobby muss man sich gegen seine europäischen verbündeten durchsetzen. im besten fall paritätisch, wie im EU-parlament. brüderliche verbundenheit von kosmopolitischen ausmassen zeigt sich in einem ritual der besonderen art. hat der tourist pauschalensis seine tägliche, wöchentliche und seltenst monatliche lektüre ausgelesen, dann ist es ihm ein bedürfnis dieses wissen mit seinen mittouristen zu teilen. an verkehrsgünstiger lage werden zeitschriften und zeitungen zur wiederverwertung herausgelegt. selbst ich konnte mich dem bann menschicher solidarität nicht entziehen und legte meine bams am montag auf die ablage. mit erfolg. 2 stunden später war sie verschwunden um weitere 5 stunden später noch benutzter wieder aufzutauchen. rein äußerlich unterscheidet sich der pauschaltourist kaum. jeder hotelgast trägt bermudashorts, weißes t-shirt und badelatschen und das im gesamten bewegungsumfeld der schon erwähnten 50 meter. erst auf den zweiten blick wird ein strenges regime sozialer hierarchien deutlich - die sitzordnung im dinner- saal. frische gäste werden zunächst auf plätzen direkt am eingang, noch hinter der wartenden schlange am buffet, gedemütigt. der aufstieg geht zunächst über wandtische, säulentische, frei zugängliche tische, tische mit salzstreuern, einzeltische, tische mit bedienung bis zu den alles erfüllenden fenstertischen. trinkgeldgeber und stammgäste sind im vorteil. wem das alles egal ist, setzt sich an die bar und nimmt sich einen drink, on ice. nächsten morgen erkennt man seinen fehler. aber wie soll man mistrauisch werden bei einem eiswürfel in einer bar, die _nur_ von ausländern besucht wird, in deren reseführern in allerlei bunten sprachen beschrieben steht, vermeidet trinkwasser und eiswürfel die aus trinkwasser gemacht sind? damit der pauschalurlauber etwas in seine postkarten schreiben kann macht er genau einen organisierten ausflug und ein sportliches event. tennisplätze, beachvolleyball- und squashfelder sind nicht zur benutzung gedacht. sie dienen als alibi für einen potenziell, sportlichen urlaub. was übrig bleibt ist mini- golf. es ist schon erstaunlich wie sich erwachsene männer darum bemühen ein ball in ein etwa 300 cm entferntes loch zu stochern und sich dabei noch gut fühlen. genauso gut könnten sie bälle in die luft werfen um möglichst nahe an einem markierten ziel zu landen, oder sich gegenseitig mit einem flachen gegenstand bewerfen. der ausflug wird aus einem virtuellen reisebegleiter gebucht, der in form von leitz-ordnern in jedem pauschalistenhotel zur ansicht ausliegen. inselrundfahrt mit jeep-safari. schön, wenn man sich im letzen jeep der kolonne nicht nur die freude am fahren nimmt, sondern auch noch die sicht und die eigene luft am atmen, die im staub der vorausfahrer hängen bleibt. am letzten tag ärgert man sich noch, weil niemand im hotel eingebrochen hat und der hotelsafe mit 50 EUR ganz umsonst gezahlt wurde. dafür freut man sich über ein günstig erstandenes pauschalurlauber-t-shirt wo in hüpfenden, leuchtenden farben die buchstaben des nächstgelegenen urlaubsortes stehen. als untertitel die jahreszahl, damit man nächstes jahr auch garantiert ein neues kaufen muss. noch ein vorurteil des pauschalreisenden kann ich leider nicht widerlegen: es wird geklatscht im charterflugzeug. jwm.