Halb zog es mich sank ich hin. Hinein in die tanzende Masse vibrierender, heißer Leiber. Die Luft fühlt sich an wie nach einem Gewitterguß - feucht, schwer und reif. Pheromone und Parfüms vermischen sich zu einen einzigartigen Cocktail. Mein Riechepitel ist überfordert. Es ist so eng, daß ich Mühe habe, meine Arme und Beine wiederzufinden. Jede meiner Bewegungen pflanzt sich durch die Massen fort. Die Grenzen zwischen meinem Körper und den Menschen um mich herum verschwimmen. Ich fühle mich als Teil von etwas größerem. Ein lebendiger Organismus mit hunderten Armen und Beinen und Brüsten. Die Gehirne sind gleichgeschaltet. Anspruchslose Textzeilen aus heiseren Kehlen raus gebrüllt. "Gib mir mehr von diesem geilen Scheiß" (*) Das Tempo der Musik bestimmt den Takt, mit dem die unter Hochspannung stehenden Flirtsignale austauschen. Ein Blick, ein Lächeln, ein synchroner Hüftschwung müssen reichen, um den potentiellen Fick für die Nacht auszuloten. Eine Körperdrehung weiter wartet schon der nächste Kandidat. Immer versucht, der Versuchung zu widerstehen. Das Gehirn ist endgültig ausgeschaltet. Jetzt regieren nur noch Triebe, genetische Algorithmen aus der Steinzeit. Daß man nur noch auf Scherben und Bierlachen tanzt merkt keiner mehr. Gier und Alkoholpegel wachsen umgekehrt proportional zu Hemmung und Anspruch. In meiner Hose vibriert es. Es ist eine SMS. Scheiße meine Freundin: "Pupsi Schatz, wann kommst du nach Hause". (*) Deichkind